Der diesjährige DVPW-Kongress unter dem Titel „Wir haben die Wahl! Politik in Zeiten von Unsicherheit und Autokratisierung“ wird als Online-Veranstaltung organisiert. Der Arbeitskreis soziale Bewegungen hat vier Vorschläge für offene Panels unterstützt, die alle von der Programmkommision aufgenommen wurden. Jetzt läuft der Call for Participation mit Frist bis zum 28. Februar 2021. Wer sich mit einem Beitrag beteiligen möchte, kann einen Vorschlag elektronisch einreichen. Die Panels sind:

P116 Corona Street Politics. Contested State Control in the Covid-19 Pandemic

Organisator*innen: Priska Daphi, Universität Bielefeld und Simon Teune, IASS Potsdam

During the Covid-19 pandemic governments across the globe have taken far reaching measures to stop the spread of the virus. In a situation of scarce knowledge and insecurity, decision-makers had to weigh civil and social rights, collapsing health systems and economic deadlock. Many of these decisions have been contested. From the outset, conflicts over state intervention have become visible in the form of protests – from cardboard silhouettes demanding equal rights for refugees in European camps to right-wing anti-mask demonstrations and violent confrontations with the police. The panel brings together empirical research contributions on these protests, addressing questions such as: Which actor constellations and networks mobilize to the protests? Which kinds of knowledge and which problem analyses are the basis for these protests? How is criticism framed and disseminated? What are the dynamics shaping the protests? Under what conditions, for example, do protests expand or radicalize? Which interactions between street politics and party politics can be observed? Which kinds of symbolic expression can be found in the protests and where are they rooted? Contributions on the situation beyond Germany and contributions with an international or regional comparative perspective are particularly welcome.

P150 Lokale Konflikte und der Wandel der Zivilgesellschaft seit 2015

Organisator*innen: Helen Schwenken, Universität Osnabrück, Moritz Sommer und Elias Steinhilper, beide , Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM)

Lokale Konflikte und der Wandel der Zivilgesellschaft seit 2015 Organisation: Helen Schwenken, Moritz Sommer, Elias Steinhilper Unterstützung: AK Soziale Bewegungen Die vielfältigen Formen und das Ausmaß der Unterstützung für Geflüchtete in den Jahren um 2015 gilt als „Sternstunde für die Zivilgesellschaft“ (Schiffauer) in Deutschland. Es entstanden in ländlichen wie auch urbanen Regionen neue Initiativen, Netzwerke und Engagementformen. Parallel zu diesem Aktivierungsschub hat sich auch die Polarisierung der (Zivil-) Gesellschaft im Zuge der Debatten um Zuwanderung seit 2015 weiter verstärkt. Neben menschenrechts- und demokratieorientierten Bewegungen mobilisieren zunehmend auch Akteure, die eine bestimmten Gruppen vorbehaltene exklusive Gesellschaft anstreben. Vor dem Hintergrund dieser beiden Entwicklungen – einer beispiellosen Aktivierung und einer zunehmenden Polarisierung der Zivilgesellschaft vor allem in Bezug auf die Themen Migration/Integration, gesellschaftliche Pluralität/Diversität, Zugehörigkeit und Identität – fragt das Panel nach dem Wandel von Konfliktmustern und dem Wandel der Zivilgesellschaft als solcher. Das Panel fokussiert dabei besonders die lokale Ebene als primären Raum des Alltagshandelns, in dem sich gesellschaftliche Entwicklungen im Brennglas nachverfolgen lassen. Wir freuen uns über Einreichungen zu den folgenden Aspekten: Veränderungen im bürgerschaftlichen Engagement und lokalen zivilgesellschaftlichen Netzwerken seit 2015; Dynamiken lokaler Konflikte seit 2015; Wahrnehmung dieser Mobilisierungen und Konflikte durch Migrant*innen und Geflüchtete und ihre Organisationen; Theoretische und empirische Diskussionen zum Verhältnis Zivilgesellschaft, Protest und Politik auf lokaler Ebene; Langfristige Spuren des „langen Sommers der Migration“ in sozialen Bewegungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Engagementstrukturen; Konsequenzen der Corona-Pandemie auf lokale Organisierung und Mobilisierung. Wenngleich das Panel auf den deutschen Kontext fokussiert, sind auch vergleichende Beiträge willkommen, die Entwicklungen in Deutschland mit anderen Fällen kontrastieren.

P163 Party-movement relations from the left to the right: Between cooperation and conflict

Organisator*innen: Manès Weisskircher, TU Dresden und Jasmin Fitzpatrick, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

This panel links the study of the two main players of modern mass politics, social movements and political parties. For a long time, left-wing party-movement relations have attracted strong academic interest, starting in the 1980s, when the environmental movement gave birth to the Greens. More recently, critical junctures such as the Great Recession and the so-called ‘refugee crisis’ contributed to the recalibration of political competition, with important implications for party-movement relations. In Europe, two developments have stood out: First, the spread of anti-austerity protests underlined the renewed salience of socioeconomic conflicts, even bringing some radical left parties into national government. Second, some of the increasingly electoral successful ‘populist’ radical right parties have tried to connect to anti-immigration activists and even ‘Corona deniers’. Apart from these political fringes, however, party-movement dynamics have also mattered for more established parties: Fridays for Future demanded a political response from the increasingly established Green parties, while some struggling Volksparteien also try to connect or even rebrand themselves as ‘movements’. Scholarship has studied several crucial aspects of party-movement relations, such as conceptual questions (e.g. which players are movement-parties?), cooperation and conflict in single-case studies (e.g. dynamics between left-wing government parties and left-wing activists), and systematic large-N patterns (e.g. general relations between the protest and the electoral arena). The panel welcomes a broad range of perspectives, a variety of geographical and political contexts, and aims for a plurality of theoretical and methodological approaches.

P180 Steckt Konstruktives im Konflikt? Demokratie, Protest und soziale Bewegungen im Spiegel der Nachhaltigkeit

Organisator*innen: Emily Drewing, Universität Siegen, und Julia Zilles, Institut für Demokratieforschung Göttingen

Ohne das Corona-Virus hätte Deutschland seine Emissionsziele für das Jahr 2020 wohl verfehlt; durch den Lockdown im Frühjahr 2020 kam es jedoch zu wesentlichen Emissionssenkungen. So brachte die Pandemie immerhin auch die Erkenntnis, dass sich der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase innerhalb kurzer Zeit stark absenken lässt – und dass individuelle Verhaltensänderungen dabei tatsächlich eine zentrale Rolle spielen können. Die Durchschlagskraft der Exekutive im Kontext der Krisenbewältigung macht Manchen Hoffnung für die kaum weniger drängende Adressierung der Klimakatastrophe. Indes stoßen die oft kurzfristig beschlossenen und implementierten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie bisweilen auf erheblichen Widerstand. Und auch weit langfristigere, weniger unmittelbar in den individuellen Lebenswandel eingreifende Vorhaben sind Gegenstand von Konflikten im Zeichen der Nachhaltigkeit – von Autobahnen und Radwegen über die Errichtung neuer Windenergieanlagen und Stromtrassen bis zu Kohleausstieg und Endlagersuche für radioaktiven Abfall. So lassen einerseits die Tragweite und Unaufschiebbarkeit zeitgenössischer Krisen eine Politik der (nachhaltigen) großen Würfe angebracht, ja beinahe alternativlos erscheinen. Andererseits gilt es in Demokratien, den gesellschaftlichen Rückhalt insbesondere im Kontext tiefgreifender Veränderungen nicht zu verlieren. Dies erfordert vielfach weit mehr als die bloße Toleranz einschlägiger Maßnahmen – und es sind denn auch viele Proteste keineswegs nur durch die Abwendung (antizipierter) eigener Nachteile motiviert. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir insbesondere, aber nicht ausschließlich: empirische Beiträge zu konstruktiven Aspekten von Konflikten und Protesten im Kontext zeitgenössischer Bestrebungen um Klimaschutz und Nachhaltigkeit; konzeptionelle Überlegungen zum Spannungsfeld Demokratie und Nachhaltigkeit sowie explorativ-konzeptionelle oder auch experimentelle Arbeiten zu (neuen) Formen des Umgangs mit (Nachhaltigkeits)Konflikten in Demokratien.

Themenverwandte Panels

P105 Antipopulismus. Konzeptuelle, normative und empirische Aspekte einer politischen Präventions- und Reaktionsstrategie (organisiert von Seongcheol Kim, Universität Kassel, und Veith Selk, Technische Universität Darmstadt

P140 In der Pandemie, aber nicht in der Krise? Extremismen und COVID-19 (organisiert von Tom Mannewitz, Tom, TU Chemnitz und Lazaros Miliopoulos, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)

P193 Von der Bewegung zur Partei. Das Zusammenspiel von Parteien und sozialen Bewegungen im internationalen Vergleich (organisiert von Kristina Weissenbach, Universität Duisburg-Essen / University of Washington, und Nicole Bolleyer, University of Exeter / Ludwigs-Maximilians-Universität München)