Im Arbeitskreis Soziale Bewegungen der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft sind Politik- und Sozialwissenschaftler_innen organisiert, die soziale Bewegungen, politische Partizipation und kollektive Aktion mit unterschiedlichen Methoden und theoretischen Ansätzen analysieren. Gegenstand der Untersuchungen sind neben links-libertären neuen sozialen Bewegungen unter anderem auch rechtsradikale Bewegungen sowie die Bürgerrechtsbewegungen der ehemaligen sozialistischen Staaten.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich ein enger internationaler Austausch, insbesondere im Kontext der angelsächsischen Forschungsdiskussion entwickelt. Im Rahmen des Arbeitskreises werden Forschungsergebnisse ausgetauscht und wird über laufende und geplante Studien zu sozialen Bewegungen berichtet. Neben Informations- und Erfahrungsaustausch dient der Arbeitskreis der Vernetzung derjenigen, die im breiten Feld der Bewegungsforschung aktiv sind.

Die Bemühungen des Arbeitskreises geschehen vor dem Hintergrund von zwei grundsätzlichen Problemen, mit denen die Forschung zu politischer Mobilisierung konfrontiert ist: weder konnten an den Universitäten Lehrstühle zum Thema soziale Bewegungen verankert werden, noch ist das Thema in die Lehrpläne eingeschrieben. Nach wie vor finden Forschungsprojekte und Lehrangebote demzufolge eher vereinzelt und unkoordiniert statt.

Institutionell haben Bewegungsthemen inzwischen nur noch nur einen außeruniversitäre Anker: das Institut für soziale Bewegungen in Bochum, das sich erst in jüngster Zeit für Themen jenseits der Arbeiterbewegung geöffnet hat und damit einen breiteren Resonanzraum aufmacht. Die Forschungsgruppe Zivilgesellschaft, Citizenship und politische Mobilisierung, die letzte Forschungseinheit, in der am Wissenschaftszentrum Berlin Bewegungsforschung betrieben wurde, ist im Juni 2011 aufgelöst worden. Die kaum vorhandene Institutionalisierung führt zu dem zweiten Problem, dass zwar viele, in erster Linie junge Wissenschaftler_innen zu Protest und sozialen Bewegungen arbeiten, dabei aber kaum voneinander wissen und nur selten miteinander in Austausch stehen. Diese Menschen zu vernetzen, und die Forschung zu politischer Mobilisierung sichtbar zu machen, sieht der Arbeitskreis als seine zentralen Aufgaben an.

Das Kerngeschäft des Arbeitskreises ist dementsprechend die Organisation eines Programmes im Rahmen des alle drei Jahre stattfindenden DVPW-Kongresses und die Organisation von themenspezifischen Tagungen. Die Vorträge werden zum Teil im Forschungsjournal Soziale Bewegungen veröffentlicht, mit dem eine enge Kooperation besteht. Diese Fachzeitschrift publiziert seit 20 Jahren Ergebnisse der Bewegungsforschung.

In den letzten Jahren wird die Forschung zu Protest und sozialen Bewegungen stärker über disziplinäre Grenzen hinweg vorangetrieben. Nachdem der Arbeitskreis zunächst vor allem Politolog_innen und Soziolog_innen zusammengebracht hatte, werden heute kulturwissenschaftliche und historische Ansätze stärker wahrgenommen und diskutiert. Forscher_innen aus den entsprechenden Disziplinen tragen viel zum Verständnis von Protest und sozialen Bewegungen bei.

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Verantwortlich für diesen Blog ist: Simon Teune, Zentrum Technik und Gesellschaft, Technische Universität Berlin, simon.teune(at)gmail.com